Teerituale gibt es auf der ganzen Welt unterschiedliche, im Kern haben jedoch alle eines gemeinsam: Die Liebe zum Tee, die Wertschätzung des Momentes, der eigenen Person und der anwesenden Gäste. Die trockenen Teeblätter werden selber zubereitet. Dabei spielt nicht nur das Gespür für die Vorlieben der Gäste eine Rolle, sondern auch der sorgfältige Umgang mit den Blättern und die Hingabe zu den feinen Einflüssen bei der Teezubereitung. Ein Aufguss gelingt dann besonders gut, wenn der Charakter des Tees hervorgehoben wird und sich dessen Schönheit in ihrer Gänze zeigen kann.
Einflussfaktoren
Teemenge, Wassertemperatur sowie Ziehzeit gilt es dabei dem jeweiligen Tee anzupassen.
Wassertemperatur
Die Wassertemperatur hat den grössten Einfluss auf auf den Charakter des Tees. Sie bestimmt die Zusammensetzung der im Wasser gelösten Teeinhaltsstoffe, die den Aufguss massgeblich prägen. Grüntee z.B. enthält verhältnissmässig viele Bitterstoffe. Werden die Blätter nun zu heiss aufgegossen, dominiert der bittere Anteil und die süssen, feinen Aromen des Tees können nicht mehr wahrgenommen werden.
Ziehzeit
Die Ziehzeit ist von Tee zu Tee, und von Zubereitungsart zu Zubereitungsart unterschiedlich. Die Grösse der Blätter, die verwendeten Teepflanzenvarietäten sowie die Verarbeitung und der gewünschte Charakter beinflussen ebenfalls zusätzlich die Ziehdauer. Diese Faktoren sind so variabel, dass man kaum grundsätzliche Angaben zur Ziehzeit der verschiedenen Teesorten machen kann.
Raum geben
Damit sich ein Tee ideal entfalten und die Inhaltsstoffe vollständig an das Wasser abgegeben werden können, sollte er mit möglichst viel Bewegungsspielraum aufgegossen werden. Wird der Tee zu eng zusammengepresst (Bsp. in einem Tee-Ei), bleiben die Blätter zusammengerollt und die Inhaltsstoffe können sich nur in kleinen Mengen ins Wasser lösen.
Je nach kulturellen Einflüsse werden die einzelnen Faktoren anders zusammengesetzt. Es gibt nicht den einen“richtigen“ Weg, Tee zuzubereiten. Unterschiedliche Zubereitungsarten wirken sich unterschiedlich auf den Geschmack des Tees aus und können dessen Charakter entweder unterstreichen oder auch die einzelnen Geschmacksnuancen verschmelzen lassen. Am Besten lässt sich die bevorzugte Zubereitungsart durch persönliche Erfahrung herausfinden.
Europäische oder Westliche Zubereitung

Teemenge: 12g / Liter Wasser
Wassertemperatur
Weisser Tee
90 °C
Gelber Tee
70-80 °C
Grüner Tee
80 °C
Oolong
85-100 °C
Schwarzer Tee
90-100 °C
Postfermentierter Tee
100 °C
Ziehzeit: Die Ziehzeit ist von Tee zu Tee unterschiedlich und kann den jeweiligen Kategorien nicht eindeutig zugeordnet werden.
Zu beachten ist, dass diese Angaben als allgemeine Richtlinien gelten, nicht absolut sind.
In der Europäischen oder Westlichen Zubereitung wird der Tee oft in einer grossen, schönen Teekanne, und meist nur ein- bis zweimal aufgegossen. Getrunken wird aus grösseren Tassen und oftmals werden noch Zucker oder Milch hinzugegeben. Die Europäsische Zubereitungsart eignet sich für alle Tees.
Gong Fu Cha
Als Gong Fu Cha wird im engeren Sinne die chinesische Art der Teezubereitung bezeichnet. Dieses Ritual eignet sich besonders gut für Tees, die erst in mehreren Aufgüssen ihre volle Schönheit zeigen. Anders als bei der europäischen Zuberietungsart wird beim Gong Fu Cha der Tee stärker dosiert, die Ziehzeit kurz gehalten und die Blätter mehrmals aufgegossen. In den einzelnen Aufgüssen entfaltet sich der Tee Schritt für Schritt und enthüllt nach und nach neue Aspekte des ganzen Charakters.
Gong Fu Cha eignet sich für alle Tees, je nach Teesorte wird die Methode jedoch etwas abgeändert.

Tee im Gaiwan oder Tonkännchen
Ein Gaiwan ist ideal für Weisse, Oolong, Schwarte und Postfermentierte Tees. Grüne und Gelbe Tees gelingen ebenfalls gut. Ein Tonkännchen eignet sich besonders für Oolong, Schwarze und Postfermentierte Tees. Für Weisse, grüne und Gelbe jedoch nicht wirklich.
Zubehör: Gaiwan mit 1-2dl oder Tonkännchen mit 1-3dl Fassungsvermögen, Sieb, Chahai (Fairness cup), Tassen, Chapan (Teeboot), Tea-Pet, Zange
Teemenge: 3 bis 6 Gramm
Wassertemperatur: Dem Tee entsprechend.
Ziehzeit: Grundsätzlich gilt: Je mehr Teeblätter im Verhältniss zur Wassermenge, desto kürzer die Ziehzeit. Dies kann von wenigen Sekunden bis einigen Minuten sein und verlängert sich proportional mit der Anzahl Aufgüsse.
Tee im Glas
Wenn auch Gelbe und Grüne Tees im Gaiwan gut gelingen, gilt eine etwas abgeänderte Methode des Gong Fu Cha als ideal. Dabei wird anstelle des Gaiwan ein hohes Glas verwendet, worin man die Teeblätter betrachten kann.
Zubehör: Glas zu 2.5-3dl Fassungsvermögen, Sieb, Chahai (Fairness cup), Tassen, Chapan (Teeboot)
Teemenge: 3 bis 4 Gramm
Wassertemperatur: Dem Tee entsprechend.
Ziehzeit: Bei der Zubereitung für Mehrere Leute kann die Ziehzeit zwischen 2 und 4 Minuten variieren. Einzelpersonen trinken auch oft direkt aus dem Glas (auch „Grandpa Style“ genannt). Sobald der Tee zu intensiv schmeckt, wird Wasser nachgegossen.

Cold Brew
Neben dem Aufgiessen mit temperiertem Wasser, lässt sich Tee auch gut als Cold Brew zubereiten. Das kalte Aufbrühen gibt dem Tee Zeit, komplexere Aromen und Geschmacksnoten zu entwickeln und gleichzeitig verhindert es die Freisetzung von bitteren Tanninen und adstringierenden Aromen. Druch das Verfahren wird zudem auch der Koffeingehalt reduziert. Cold Brew eignet sich für alle Tees.

Dabei werden 7 -12g pro Liter kaltes Wasser in ein Gefäss gegeben und 1 1/2 Stunden oder über Nacht im Kühlschrank ziehen gelassen. Dadurch entsteht ein anderes Gleichgewicht der Inhaltsstoffe als beim heiss Aufgiessen.
Quellen
1 Gong Fu Cha: Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen – T. Wagner-Lange, M. K. Grünig, J. Gmür-Stalder
2 https://www.linkedin.com/pulse/tea-guide-steeping-brewing-methods-gaganendra-jha-